Abdou Moussa* ist froh, dass er nun endlich seine Aufenthaltserlaubnis in den Händen hält und doch weiß er, es ist nur der erste Schritt. Denn in Togo warten noch seine Frau und sein Sohn nach schier ewiger Trennung auf die Wiedervereinigung der Familie. Moussa leidet sehr unter der Trennung und doch motiviert sie ihn auch in Deutschland einen Weg zu finden, seinen eigenen Aufenthalt zu sichern und seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen.
In Togo arbeitete Abdou Moussa als Lehrer und war trotzdem kaum in der Lage seine Familie zu ernähren. Er sah für sich und seine Familie keine Zukunft. 2017 reiste er mit einem Visum nach Deutschland ein.
Sein eigentliches Ziel, in Deutschland als Lehrer zu arbeiten, muss er schnell aufgeben, da seine Lehrerausbildung nicht anerkannt wird. So landet er in der Duldung. Der einzige Ausweg: eine Ausbildung als Altenpfleger. Die durchschnittlich immer älter werdende deutsche Bevölkerung ist dringend auf Menschen wie Abdou Moussa angewiesen. Er wollte nie in diesem Bereich arbeiten, hat aber nur in einem Mangelberuf die Chance, schnell einen Ausbildungsplatz zu finden, um die eigene Abschiebung abzuwenden.
Fortan bestimmt die Ausbildung seinen gesamten Alltag. Jede freie Minute nutzt er, um die vielen medizinischen Fachbegriffe zu lernen und sich auf Prüfungen vorzubereiten. Er verbringt den Großteil seiner Zeit damit, in der Bibliothek zu lernen. Damit sichert sich Moussa zwar Bestnoten in allen Prüfungen, vereinsamt aber zunehmend. Er hat schlicht keine Zeit, um Kontakte zu knüpfen und Anschluss zu finden.
Ein großer Teiler der Beratungsarbeit unserer Kollegin Birte Hanisch besteht deshalb in dieser Phase darin, Abdou Moussa zuzuhören, wenn er erzählt, wie sehr er seine Familie vermisst. Immer wieder ermutigt sie ihn, weiterzumachen. Sie erklärt ihm, wann und wie er seine Familie in Zukunft nach Deutschland holen kann. Das gibt ihm die nötige Kraft für die letzten Prüfungen und im März 2021 ist es dann endlich geschafft. Er absolviert die Ausbildung mit Bestnoten und erhält damit Anspruch auf eine Aufenthaltserlaubnis.
Gemeinsam mit Birte Hanisch holt Abdou Moussa seine Aufenthaltserlaubnis bei der Ausländerbehörde ab. Er ist erleichtert und sehr dankbar: „Jetzt weiß ich, ich bin in Deutschland nicht mehr allein“. Er hat einen hohen Preis dafür bezahlt, die Ausbildung und die lange Trennung von seiner Familie durchzustehen und dennoch möchte Moussa ein Vorbild sein für andere, die in einer schwierigen Lage sind, denen die hohen Hürden in Deutschland unüberwindbar erscheinen, die verzweifelt sind, weil sie keinen Ausweg aus der Duldung finden, die innerlich zerrissen sind durch die Trennung von ihrer geliebten Familie. Abdou Moussa ist sich sicher: „Auch sie können es schaffen, brauchen dafür aber sehr viel mentale Stärke, eine enorme Motivation und im besten Fall Menschen, die sie unterstützen.“
*: Name zum Schutz der Person geändert