Schon zu Beginn der Pandemie hat ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen e.V. die Gesundheitsgefährdung Geflüchteter, die in großen Gemeinschaftsunterkünften untergebracht sind, thematisiert. Dabei wiesen wir auf das erhöhte Ansteckungsrisiko in derartigen Unterkünften und auf die Empfehlungen des Robert Koch Instituts (RKI) hin, die besagen, dass die gesetzlichen Kontaktbeschränkungen in allen Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete umsetzbar sein müssen. Zusammen mit dem Flüchtlingsrat NRW und weiteren Organisationen forderten wir in dem landespolitischen Appell „Infektionsschutz für alle!“ und in unserem Offenen Brief an Oberbürgermeister Kufen vom 8. Juli 2020 eine dezentrale Unterbringung sowie weitere Maßnahmen, um die Ansteckungsgefahr zu reduzieren.
Seit dem 20. Juli 2020 ist durch die gemeinsame Presseerklärung der Bezirksregierung Düsseldorf und der Stadt Essen bekannt, dass sich in der EAE Essen, wie in vielen anderen Gemeinschaftsunterkünften zuvor, derzeit positiv auf das Corona-Virus getestete Geflüchtete aufhalten. Angesichts dieser Entwicklung sehen wir an mehreren Stellen (dringenden) Handlungsbedarf. „Wir freuen uns, dass nun endlich auch die Bewohner*innen der EAE Essen getestet werden“ kommentiert Inka Jatta die ergriffenen Maßnahmen der Behörden vor Ort. Des Weiteren fordert sie: „Es sollte jedoch ebenso eine Testung für die Mitarbeiter*innen der EAE ermöglicht werden, ähnlich wie es für Lehrer*innen und Erzieher*innen geplant ist. Außerdem muss den Geflüchteten in der Einrichtung schnellstmöglich W-LAN zur Verfügung gestellt werden, um den Menschen in Quarantäne ein Mindestmaß an digitaler, gesellschaftlicher Teilhabe und Freizeitgestaltung zu ermöglichen.“
Darüber hinaus ist zu gewährleisten, dass die Menschen in Quarantäne eine Möglichkeit bekommen, die Angebote der Verfahrensberatung oder der Psycho-Sozialen-Zentren (PSZ) in Anspruch zu nehmen. Außerdem müssen Infektionsschutzmaßnahmen vor Ort konsequent umgesetzt werden. Eine Kohortenbildung der Bewohner*innen, wie sie Stadt und Bezirksregierung in ihrer Pressemitteilung erwähnen, ist nach den Beobachtungen unserer Mitarbeiter*innen derzeit nicht erkennbar. Langfristig muss auf Landes- und Bundesebene - nicht nur wegen der derzeitigen Pandemie - ein Umdenken stattfinden, damit die unhaltbaren Lebensbedingungen für Geflüchtete in Sammelunterkünften ein Ende finden.
Für Rückfragen stehe ich unter 0201–20539 zur Verfügung.
Mit freundlichen Grüßen
Inka Jatta (Geschäftsführung ProAsyl/Flüchtlingsrat Essen e.V.)
Die Pressemitteilung kann hier heruntergeladen werden.
Die Pressemitteilung wurde in der WAZ vom 23. Juli aufgegriffen. Der Artikel ist leider durch eine Paywall geschützt.